Star Wars: The Last Jedi – Das grosse NBN Spoiler-Review

Es ist Zeit für das grosse NBN Review des neuen Star Wars-Films, ist das nicht Grund für noch mehr Hype als der Film selbst? Die NBN-Crew hat den Kinobesuch standesgemäss zelebriert, inklusive spontaner vorher/nachher Reaktionen, die extra für diesen Artikel festgehalten wurden (dabei wird auch ein ganz besonderer Gast zu Wort kommen). Legen wir also los…

SPOILER

ALERT

Die Ausganslage

The Force Awakens war alles in allem ein sehr gelungener Film. Er startete erfolgreich eine neue Trilogie und schuf eine spannende Ausgangslage für den zweiten Teil. Man mag die Tatsache kritisieren, dass er durchaus eine Art Soft-Reboot darstellte, doch insgesamt ist dies als ein notwendiges Übel zu betrachten, um die Prequel-Trilogie vergessen zu machen und eine neue Generation einzuläuten. Alte und neue Elemente überzeugten gleichermassen, man konnte sich auf das Sequel freuen.

Die Erwartungen

Andy: Ich wünsche mir, dass der Film nicht einfach nur ein Remake von The Empire Strikes Back wird und dass ganz besonders nicht Vader oder der Imperator in irgendeiner Form zurückgebracht werden. Ich wünsche mir dass sie neue Ideen haben und etwas mutig sind.

Fonso: Ich habe versucht, mir keine grossen Erwartungen zu machen. Ich fand den letzten Teil relativ gut und hoffe das wird wieder ein lustiger Film. Ich hoffe dass es witzig wird, dass es actionreich wird, dass es geile Bilder hat. Es soll einen eigenen Plot haben, sie konnten The Force Awakens als Etablierung nutzen, jetzt ist es Zeit für eine neue Geschichte. Es wäre cool, etwas mehr über die Backgroundstory von Finn zu erfahren. Rey kann gerne noch etwas mysteriös bleiben, das finde ich so ganz okay. Es soll auch noch mehr neue Figuren geben, interessante Nebencharaktere machen einen guten Film aus, nicht nur die Protagonisten.

Butsch: Ich habe einen grossen Wunsch, wenn der nicht erfüllt wird, ist der Film scheisse: Ich will eine Szene haben, in der Finn in Karbonit eingefroren wird und Poe vorher sagt „I love you!“ und Finn mit „I know“ antwortet. Es ist nichts als Plot-Recycling und ist eigentlich nur eine dumme Fan-Theorie, aber trotzdem war dies eben die einzige plausible Lovestory in The Force Awakens. Ansonsten wünsche ich mir, dass sie das Universum etwas erweitern. Space Politics will ich nicht, sie sollen nur mehr vom Universum zeigen.

Und zu guter Letzt noch unser Ehrengast, der NBN-Gründer Joey!

Joey: Ich erwarte mehr Fanservice und wieder mehr Jedi-Action, die ging letztes Mal etwas unter, daher hoffe ich dass das wieder zurückkommt, jetzt da auch Luke wieder zurück ist. Ansonsten tötet nicht zu viele Charaktere. Meine Erwartungen sind insgesamt eher zurückhaltend.

Die spontanen Reaktionen

Andy: Sehr schwieriger Film für eine Spontanwertung, aber ich kann klar sagen dass er mir weniger gut gefiel als The Force Awakens.

Butsch: Der Film hatte eine ungewöhnliche Struktur, ein ungewöhnliches Storytelling. Es gab diverse Kampfszenen über den Film hinweg, ohne einen klassischen Spannungsbogen, es war eher ein Auf und Ab. Dies hatte aber den positiven Nebeneffekt, dass man als Zuschauer immer wieder auf falsche Fährten gelockt wurde. Man glaubt, es würde nun ein bestimmter Plan verfolgt, aber am Schluss ist es dann doch ein anderer. Man glaubt auch, dass Kylo sich nun gewendet hat, was dann auch nicht stimmt. Viele der Theorien, die vorher aufgestellt wurden, sind nicht bestätigt worden. Es hat auch kein offensichtliches Poe/Finn-Shipping stattgefunden. Was den ganzen Slapstick betrifft, der war zwar schon immer bei Star Wars dabei, aber hier wurde er doch etwas zu sehr gesteigert. Das entspricht mir in dem Mass nicht mehr so ganz, es wurde zwischendurch etwas nervig. Grundsätzlich muss ich sagen, dass ich nach diesem Film weniger gehypt bin als nach The Force Awakens.

Joey: Leider nicht so viele Lightsaber-Sachen. Vielleicht ist das der Disney-Einfluss, viel Komödiantisches, niedliche CGI-Tierchen. Insgesamt gab es einige schöne Momente und einige unerwartete Sachen. Teilweise war’s etwas cheesy, aber das gehört dazu.

Das eigentliche Review

Der Film beginnt exakt da, wo The Force Awakens aufhörte, was für mich eher unerwartet kam. Die Struktur des ersten Drittels des Films ist etwas verwirrend geraten, kurze Actionszenen und langsame Storyentwicklung wechseln sich ab, ohne das sich eine flüssige Handlung entwickelt wie damals beim Vorgänger. Schlussendlich läuft es auf drei Handlungsstränge hinaus: Reys Geschichte rund um Luke und Kylo Ren, die Flucht der Rebellen vor der Ersten Ordnung, sowie Finns und Roses Mission, die angreifende Flotte der Ersten Ordnung zu sabotieren.

Am besten hat mir der Film immer dann gefallen, wenn er neue Elemente einbrachte. Seien es bisher unbekannte Jedi-Fähigkeiten, neue Charaktere oder überraschende Wendungen der Story. Vieles ist tatsächlich unerwartet mutig geraten, zuweilen kam es einem fast schon vor, als hätte Rian Johnson beim Schreiben des Drehbuchs die populärsten Fan-Theorien studiert, um sie dann reihenweise widerlegen zu können. Mir haben diese Momente besonders gut gefallen, weil sie mit den Erwartungen der Zuschauer spielen, wie ein Star Wars-Film zu sein hat. Reys Herkunft? Nichts besonderes, sie ist einfach nur eine Waise aus Jakku. Snoke? Der ist einfach nur irgendein ein Sith, der nach dem Ende des Imperiums aufgetaucht ist. Nicht alles muss schicksalhaft miteinander verknüpft sein, nicht alle mächtigen Jedi müssen mit Darth Vader verwandt sein. Manche mögen das ablehnen, aber für mich macht es das Universum reicher, es befreit es von Einschränkungen. Ein guter Jedi kann von überall kommen, das passt doch eigentlich perfekt zur Mythologie der Originaltrilogie. Würde man Reys Talent mit einer Skywalker- oder Kenobi-Abstammung erklären, wäre man eher wieder näher bei den verhassten Midi-Chlorianern. Und was Snoke betrifft: Der Imperator in der Originaltrilogie hatte ebenfalls keine Backstory, er war einfach da als der „Big Bad“.

Problematisch fand ich eher die Inszenierung. Der Film hat wie gesagt eine merkwürdige Struktur, ohne ein klares Finale. Besonders irritierend war, dass der Film stellenweise eher wie der letzte Teil einer Trilogie daherkommt. Man fragt sich: Wie füllt man mit der verbleibenden Geschichte einen Film? Denn jetzt läuft eigentlich alles auf eine Frage hinaus: Kann Kylo Ren zurück zum Licht geführt werden? Für mich ist ein dritter Teil eigentlich nur dann in einer interessanten Form vorstellbar, wenn er sich noch weiter von der klassischen Formel verabschiedet und ein langsameres Tempo einschlägt. Das Finale kann dann gerne wieder in der altbekannten Form daherkommen: Einem epischen Duell.

Ein weiteres Problem bei der Inszenierung war für ich der ständig wechselnde Charakter des Films. Zu oft sah man düstere Szenen neben Slapstick-Einlagen mit irgendwelchen lustigen CGI-Aliens, die mir einige unschöne Prequel-Flashbacks bescherten. Auch die klare Überlänge muss ich an dieser Stelle kritisieren. The Last Jedi ist nicht nur der längste Star Wars-Film, er hat seine Längen. Als der Abschnitt auf dem Sternenzerstörer vorbei war und das Finale auf Crait begann, begann ich müde zu werden und dachte mir „Immer noch nicht vorbei?“.

Beliebte Kritikpunkte

Vieles an der Kritik, die The Last Jedi einstecken muss, kann ich nicht akzeptieren. Sprich: Alles was aus der Ecke alt-right-Ecke stammt. Kommt endlich im 21. Jahrhundert an und akzeptiert, dass Actionfilme nicht den weissen Männern vorbehalten sind! Genau daher kommt nämlich der niedrige Audience-Score auf Rotten Tomatoes, unzählige Einzeiler-Kommentare mit Minimalwertung aus genau dieser Ecke. Ein vertiefter Kommentar zu diesem Phänomen soll aber Gegenstand eines anderen Beitrags werden.

Die Kritik an Leias „Weltraumflug“ begreife ich nicht so ganz, ich bin geneigt auch hier die obengenannten Gründe zu vermuten. Da sieht man doch tatsächlich zum ersten Mal, wie Leia die Macht benutzt – etwas auf das wir seit Jahrzehnten gewartet haben – und das Ergebnis ist nichts als Spott. Dabei reden wir hier von einem Universum, wo es möglich ist, blaue Blitze aus seinen Fingerspitzen zu schiessen und Dinge durch die Luft schweben zu lassen. Und wer jetzt kommt mit „Aber sie müsste doch schon längst durch die Kälte umgekommen sein“, der muss sich dann konsequent auch an der Geräuschkulisse im Weltraum stören. In die gleiche Kategorie fällt die Physik der Bomber zu Beginn des Films. Star Wars ist Science Fantasy, da habe ich keine hohen Anforderungen an den Realismus.

Insgesamt zeigt The Last Jedi sehr deutlich, was für eine Art von Fanbase Star Wars hat. Alle neuen Elemente, nicht nur die Jedi-Tricks, scheinen bei den Fans schlecht wegzukommen. Man hat eine ganz spezifische Erwartung an dieses fiktive Universum, nichts darf zu fest von der Formel abweichen, sonst ist alles ruiniert. Da „Generationenwechsel“ und „Erneuerung“ die grundlegende Thematik dieses Films bilden, ist es wenig überraschend, dass es viele negative Reaktionen gibt. Im Gegensatz zur politischen Ablehnung kann ich dies grundsätzlich nachvollziehen. Trotzdem vermute ich, dass es hier auf eine umgekehrte Entwicklung zu den Reaktionen auf The Force Awakens hinausläuft: Zunächst ist der Film „WORST MOVIE EVER!“, nur um schliesslich als grösstes Meisterwerk der Filmgeschichte zu gelten.

Fazit

The Last Jedi überzeugt im Gesamtpaket weniger als sein Vorgänger, da der Film unter einer seltsamen Struktur, irritierender Stimmungswechsel und spürbarer Überlänge leidet. Demgegenüber stehen aber eine interessantere Story mit so mancher Überraschung und gewohnt unterhaltsame Actionsequenzen. Trotzdem lässt einem der Film nicht mit dem gleichen Hype auf die Fortsetzung zurück, wie es The Force Awakens tat.

7 von 10 halbierten Lichtschwertern.

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